Was haben Hightech-Kopfhörer mit Geräten zur zerstörungsfreien Materialanalyse zu tun? Ganz einfach: Entscheidende Komponenten stammen von der niederländischen Firma Nijdra mit Sitz in Middenbeemster, nördlich von Amsterdam. „Wir sind Lieferant von Hightech-Baugruppen und unterstützen unsere Kunden inzwischen von der Designphase bis zur Montage und vom Funktionstest bis zum Supply Chain Management“, erklärt Vertriebsleiter Dennis van Dijk. Am Niederlande-Pavillon auf der Hannover Messe (Halle 4, D34) zeigt der Spezialist für feinmechanische Verarbeitung, was er unter dem Slogan „Wir arbeiten an der Grenze des Machbaren“ versteht.
Zwischen hochkomplexen Komponenten und einfacher Serienproduktion: „Wir sind breit aufgestellt und für viele unterschiedliche Branchen tätig. Der große Vorteil besteht darin, dass wir die Erkenntnisse, die wir in der einen Branche gewinnen, auch in einem anderen Industriezweig anwenden können“, erklärt Van Dijk. Die Bandbreite reicht von medizinischen Produkten wie Implantaten oder Röntgenblenden über Komponenten für Mikrofone bis hin zu Spektrometeranalysegeräten. Dabei werden auch Hochleistungswerkstoffe wie Nickelbasislegierungen und Titan verarbeitet.
Was heißt für Nijdra „An der Grenze des Machbaren arbeiten“? „Wir sehen uns als Entwicklungspartner für unsere Kunden. Wir arbeiten gemeinsam an Innovationen, mit denen wir bisherige Leistungsgrenzen überschreiten“, erklärt Van Dijk. Ein Musterbeispiel sei die Kooperation mit Sennheiser. Das Ergebnis sei der beste Kopfhörer und Verstärker der Welt: der Orpheus.
„Bei diesem Prestigeprojekt, das unter direkter Leitung der Sennheiser CEOs Daniel Sennheiser und Dr. Andreas Sennheiser stand, haben wir unsere Expertise auf dem Gebiet hochwertiger Zerspanung zur Reproduzierbarkeit verschiedener mechanischer Teile des Kopfhörers und des Verstärkers eingebracht“, berichtet Van Dijk. Nach mehreren Angebots- und Gesprächsrunden wurde Nijdra schließlich zum Produktionspartner für dieses Projekt ausgewählt.
Zusammen mit Malvern-PANalytical hat Nijdra den modernsten Röntgendiffraktometer der Welt entwickelt. Das Know-how von Nijdra war für das Herz des Geräts gefragt. Dabei handelt es sich um eine Achsenkonstruktion aus drei Teilen mit einer maximalen Toleranz von fünf µm. „Von Anfang an saßen die Ingenieure und technischen Leiter von Nijdra mit den Konstrukteuren von Malvern-PANalytical an einem Tisch. Schon bei der Entwicklung des Prototypen haben wir verschiedene Maßnahmen zur Optimierung und Kostensenkung beigesteuert“, blickt Van Dijk zurück. Auch Vertreter des wissenschaftlichen Megaprojektes CERN aus Genf waren an dieser Entwicklung beteiligt.
In diese Position bei internationalen Top-Kunden ist Nijdra durch eine interne Entwicklung gelangt. „Early Supplier Involvement ist für uns ein Schlüsselbegriff geworden. Während wir früher nur vorgegebene Aufträge ausgeführt haben, sind wir heute schon in die Planung neuer Produkte einbezogen. Das ist nur deshalb möglich, weil wir inzwischen die Expertise für die gesamte Produktionskette im Hause haben. Auf diese Weise können wir unseren Kunden von Anfang eine nachhaltige Wertschöpfung bieten.“
Es muss aber nicht immer an die Grenzen des Machbaren gehen. Neben der Entwicklung hochkomplexer Hightech-Teile bietet Nijdra auch die kostengünstige Serienfertigung einfacher Komponenten an. „Wir haben unseren Produktionsbereich stark automatisiert, viele Tätigkeiten übernehmen Roboter. Deshalb sind wir in der Lage, zu wettbewerbsfähigen Preisen zu fertigen“, berichtet Van Dijk.
Heute erwirtschaftet Nijdra durchschnittlich 19 Millionen Euro Umsatz im Jahr, rund 50 Prozent davon in den deutschsprachigen Ländern. Hier sieht Van Dijk auch das größte Wachstumspotenzial. Kunden wie Philips Healthcare, Sennheiser, Carl Zeiss, Renk und CERN sind bereits beste Referenzen. Nach der Hannover Messe 2018 sollten weitere Namen diese Liste ergänzen.