Deutsche Produktqualität und niederländischer Handelsgeist: auch in der Produktionsautomatisierung ein Erfolgsgespann. Das Unternehmen Halter CNC Automation aus dem niederländischen Hoevelaken beispielsweise vertreibt weltweit Robotersysteme zum automatischen Beladen von CNC-Maschinen, die von der Fastems System GmbH im deutschen Issum gefertigt werden. Halter-Gründer und Geschäftsführer Wouter van Halteren berichtet wie die Zusammenarbeit begonnen hat, worauf sie beruht und warum sein Unternehmen ein wenig deutscher geworden ist.
Qualität trifft Handelsgeist
Der Roboterarm greift ein Werkstück, hebt es an und positioniert es an eine exakt vorgegebene Stelle in die CNC Fräs- oder Drehmaschine. Immer und immer wieder. Tag und Nacht. „Da wir unsere Drehmaschine jetzt automatisch beladen, sind wir viel effizienter geworden und können Teile unbemannt in den Nachtstunden produzieren. Dadurch sind wir wieder wettbewerbsfähig“, berichtet Rainer Reimer, Geschäftsführer und Firmeninhaber der Alfred Reimer GmbH in Gronau. Das Unternehmen produziert Präzisionsteile für die Luft- und Raumfahrt. Diese erfolgreiche Entwicklung verdankt die Alfred Reimer GmbH einem Produkt, das aus einer deutsch-niederländischen Kooperation hervorgegangen ist: dem Halter LoadAssistant, einem automatischen Beladesystem für die Zerspanungsindustrie. Wie ist es dazu gekommen?
Die Vorgeschichte beginnt bei dem Niederländer Wouter van Halteren, einem langjährigen Experten in der CNC-Fertigung. „Als ehemaliger Produzent von CNC-gesteuerten Drehbänken kenne ich die Bedürfnisse der Anwender genau. Vor allem die weitere Automatisierung im Bereich kleiner Serien von 10 bis 1.000 Stück ist unerlässlich, um im internationalen Wettbewerb mithalten zu können. Außerdem sollte ein solches System problemlos an unterschiedlichen Maschinen eingesetzt werden können. Genau diese Anforderungen erfüllt unser Halter LoadAssistant. Mit dem System helfen wir kleinen und mittelgroßen Firmen, direkt ihren Gewinn zu steigern“, erläutert van Halteren.
Während der Plan für den Beladeroboter Gestalt annahm, kam Van Halteren mit dem Management der finnischen Firma Fastems in Kontakt – ein perfekter Match, wie sich herausstellte. „Zusammen mit Fastems in Finnland und der deutschen Tochterfirma Fastems Systems GmbH in Issum haben wir schließlich das Beladesystem entwickelt“, blickt Van Halteren zurück. Das habe so gut funktioniert, dass er auch die Produktion des Systems bei Fastems in Auftrag gab.
Kapazität verdoppelt
„Ursprünglich hatten wir überlegt, den Halter LoadAssistant selbst zu produzieren. Von der Idee sind wir dann aber schnell abgekommen.“ Der Erfolg hat die Entscheidung bestätigt: In den vergangenen vier Jahren sind schon mehr als 200 Beladesysteme produziert und verkauft worden. Inzwischen hat Fastems sogar in die Erweiterung der Produktion investiert. Durch diese Maßnahme wurde die Kapazität für die Fertigung des Halter LoadAssistant mit einem Schlag verdoppelt.
Worin liegt das Erfolgsgeheimnis? „Zum einen bringen die Partner Kompetenzen ein, die sich ergänzen, zum anderen passen ihre DNAs perfekt zusammen“, analysiert Van Halteren. Das heißt konkret: Halter CNC Automation kennt die Anforderungen der Kunden, Fastems Systems kann diese Bedürfnisse in Maschinen übertragen. Daneben ist Halter CNC Automation auf Vertrieb und Service auf internationaler Ebene fokussiert, während Fastems Systems sich auf die Fertigung dieser Produktkategorie konzentriert. „So entsteht eine Win-Win-Situation: Wir erhalten Produkte in perfekter Qualität, Fastems bekommt Zugang zu neuen Marktsegmenten.“
Juristisch handelt es sich bei der Kooperation um eine reine Lieferanten-Kunden-Beziehung. Inhaltlich ist sie aber viel mehr. In welcher Hinsicht? „Beide Partner bringen die erforderliche Flexibilität ein. Das heißt, wir denken und arbeiten auf unsere eigene Weise, passen uns aber auch den Gepflogenheiten des jeweils anderen an.“ Die typischen deutsch-niederländischen Kulturunterschiede sind somit kein Hindernis, sondern ein Erfolgsfaktor.
Inzwischen arbeiten die Partner auch im Bereich Forschung und Entwicklung eng zusammen. „Wir treffen uns monatlich, um die weitere Entwicklung zu besprechen. Dabei geht es um Optimierungen oder um die Frage, ob und wie wir weitere Modelle auf den Markt bringen können.“
Made in Germany
Die Zusammenarbeit bietet für Halter CNC Automation einen weiteren Vorteil: Das Unternehmen kann ein Produkt mit dem Label „Made in Germany“ vermarkten. „Dieses Gütesiegel ist weltweit ein Türöffner und steht für kompromisslose Qualität. Das ist den deutschen Maschinenbauern manchmal gar nicht mehr bewusst“, hat van Halteren festgestellt.
Sieht sich Halter CNC Automation inzwischen eigentlich selbst als deutsches Unternehmen? „Nein, wir sind nach wie vor eine niederländische Firma. Obwohl ich feststellen muss, dass wir in mancher Hinsicht deutsch geworden sind. Das merken wir im Management vor allem an unserem gewachsenen Pünktlichkeit“, erklärt van Halteren schmunzelnd. Das habe aber auch damit zu tun, dass Deutschland neben den USA der wichtigste Markt für Halter CNC Automation ist. Und dabei ist das Verständnis für typisch deutsche Eigenheiten und Verkaufsprozesse ausgesprochen hilfreich. Was sind die nächsten Schritte? „Die Zusammenarbeit läuft bereits seit mehreren Jahren zur beiderseitigen Zufriedenheit. Jetzt sind wir dabei, einen neuen Kooperationsvertrag für die nächste Entwicklungsphase auszuarbeiten.“ Dann können noch mehr Firmen von den Automatisierungskompetenzen und -produkten dieser deutsch-niederländischen Kooperation profitieren…